Dieser Beitrag ist ein Experiment, denn ich wollte das Paretoprinzip umsetzen. Der Versuchsaufbau: Man nehme einen Artikel über Pareto, einen Perfektionist, lasse die aufeinander los und beobachte was passiert.
Das ist die Ausgangslage:
Der Perfektionist
Perfektionisten, wollen immer 100 Prozent, damit Sie zufrieden sind… Ich trage einige Züge eines solchen Zeitgenossen. Denn oft erwische ich mich dabei, alles zu wollen.
Ja, alles könnte so schön sein, wenn alles erledigt und perfekt ist. Dafür wird alles gelernt und so lange optimiert, bis ich glaube alles erfasst oder herausgeholt zu haben.
Ich gebe zu, ich mag 100 Prozent. Ich bin gerne vorbereitet, plane für mein Leben gern und durchdenke wichtige Schritte äußerst ausschweifend. Das ist auch alles richtig und gut. Doch manchmal kommt es vor, dass ich vor lauter Planung vergesse, Entscheidungen zu treffen oder wirklich ins Handeln zu kommen.
Die stetige Suche nach den 100 Prozent treibt mich an. Mit weniger als diesen kommen wir Perfektionisten kaum klar.
Geht es dir da manchmal auch so? Dann habe ich eine gute Nachricht für dich. Wir dürfen verstehen, dass weniger mehr ist. Wir dürfen uns entspannen und müssen nicht mehr so hart zu uns sein.
Fröne in einigen Bereichen, die dir wirklich wichtig sind, deinen Perfektionismus. Doch lerne auch mal weniger zu zulassen. Denn die Wahrheit ist, dass es wesentlich weniger braucht. Wie viel weniger, erfährst du, wenn du weiterliest.
100 Prozent sind oft unnötig
Was?! Wird der Optimierer in uns jetzt fragen. Das kann nicht sein. Warum habe ich mich dann so viele Jahre meines Lebens abgerackert? Warum habe ich so viel Arbeit in meine Aufgaben und vor allem Ansprüche gesteckt? Weil wir einen Satz immer und immer wieder gehört haben, bis wir ihn geglaubt haben: Gib immer 100 Prozent!
Natürlich sollten wir für Dinge die uns wichtig sind, unser Bestes geben. Wenn wir in einer Sache weiterkommen wollen, dann ist das die richtige Herangehensweise. Aber es besteht ein Unterschied darin, zu sagen, ich gebe immer 100 Prozent in allem oder ich mache mal ein paar Abstriche weil heute gerade nicht mehr drin ist.
Hier kommt Vilfredo Pareto mit seinem nach ihm benannten Paretoprinzip in Spiel.
Das Paretoprinzip
Das Paretoprinzip beschreibt das statistische Phänomen der 20 zu 80-Regel. Am Anfang des 20 Jahrhunderts entdeckte der Ökonom und Soziologe Vilfredo Pareto, dass 80 Prozent des Reichtums einer Gesellschaft sich auf 20 Prozent der Bevölkerung verteilte. Dieses statistische Gesetz lässt sich auch auf andere Bereiche anwenden. So produzieren bei allen Bemühungen 20 Prozent der Anstrengungen bereits 80 Prozent der Ergebnisse. Um die restlichen 20 Prozent zu der 100er-Marke zu schließen, waren sage und schreibe 80 Prozent an Mehraufwand nötig. Einen schönen Überblick über dieses Phänomen und auch die Gegenargumente findest du hier bei Karrierebibel.
Das heißt also, dass man nicht immer 100 Prozent erreichen muss, um effizient zu sein. Man muss nur die 20 finden, die die meisten Ergebnisse befördern.
Dies ist kein Freifahrtschein für Faulheit oder Untätigkeit. Nein, stattdessen hilft uns diese Herangehensweise unsere kostbaren Energien in die Richtung zu leiten, wo sie den meisten Nutzen bringen.
Denn die 20 Prozent Grenze bedeutet nicht, dass man sich weniger Mühe gibt. Sie lässt einfach wichtige Lernprozesse zu und bringt uns schneller in die Umsetzung. Oder entlastet uns von Anstrengungen, die schon gar keinen deutlichen Mehrwert mehr liefern.
So viel zur Theorie. jetzt geht es an die Umsetzung.
Perfektionismus und Pareto – Wie passt das zusammen?
Zunächst einmal wollen beide das gleiche – 100 Prozent. Der eine will 100 Prozent Input für den gleichen Output, egal wie lange es dauert. Hier gibt es kein Drumherum. Augen zu und durch.
Beim Paretoprinzip gebe ich 20 Prozent Input. Jetzt kommt jedoch der Clou, denn ich bekomme eine Entscheidungsmöglichkeit. Investiere ich noch mal eine gewisse Menge Zeit und Energie für die 100 Prozent oder steige ich aus und erhalte bereits jetzt schon 80 Prozent Output?
Grund genug, es mir einmal genauer anzusehen.
Ihr lest nun die dritte Version des Artikels. Version Nummer 2 war circa 48 Stunden online, doch zufrieden war ich nicht. Ich habe das Paretoprinzip mit dem ersten Klicken auf Veröffentlichen meine Schuldigkeit getan. Doch zufrieden war ich immer noch nicht. Nein. Ich fühlte, ich hatte noch nicht alles gesagt. Als wäre ich noch nicht tief genug in das Thema eingetaucht.
Ich habe ein weiteres Mal erfahren, wie es sich anfühlt, ein Perfektionist zu sein. Jetzt und auch erst durch dieses Experiment habe ich die Vorzüge von Pareto verstanden.
Lernen durch schnelles Handeln. Zum Beispiel sind Verbesserungen an einem stehenden fast fertigen Blogartikel leichter, als wenn ich ständig neu von vorne anfangen würde. Denn dann brauche ich zum einen sehr lange und würde so zum anderen würde ich möglicherweise sonst nie veröffentlichen. Doch jetzt bin ich endlich zufrieden und habe sogar wieder etwas gelernt. Win für mich und Win für euch, die ihr jetzt die 100 Prozent Version des Artikels lesen könnt. 😉
Wie ich meine 20 Prozent fand
Die Paretoformel umsetzen – Dies ist für einen Perfektionisten nicht immer leicht, aber es funktioniert. Dies zeigt sich mir nun immer mehr. Denn auch für meine Oktober-Challenge habe ich erkannt, wie ich dieses statistische Gesetz wohl unbewusst angewendet habe.
Der Fokus meines Blogs ist mein Leben in 2019 mit 12 Gewohnheiten auf eine neue Stufe zu heben. Monat für Monat widmete ich mich mit viel Energie diesem Plan und ich lernte viel über mich und tatsächlich wurde ich mit jedem Monat zufriedener.
Doch in den letzten Monaten merkte ich, wie mein Elan abflachte. Bereits im September wusste ich, dass mein Vorhaben im Oktober zu 100 Prozent in den digitalen Detox zu gehen, für mich nicht möglich sein wird. Ich wusste, dass ich ich an meinem eigenen Anspruch scheitern würde, wenn ich mir zu 100 Prozent untersagen würde, mein Smartphone oder technische Geräte zu benutzten.
Ich konzentrierte mich auf das, was ich zu geben bereit war. Ich fand meine 20 Prozent, die mir erlaubten, tatsächlich effizient mein Ziel zu erreichen. Ich nahm an, was ich zu geben bereit war. Alles andere lies ich los und versuchte es erst gar nicht. Durch diese Herangehensweise erreichte ich doch mein Ziel, aber mit weniger Aufwand und doch sehr effektiv.
Des Perfektionisten Problem mit Pareto
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass es wirklich möglich ist das Paretoprinzip umzusetzen. Bisher hatte ich ein Problem mit der Regel. Ich konnte die 20 Prozent nicht genau benennen, auf die ich mich konzentrieren sollte. Daher war ich der Meinung, dass ich es für mich nicht anwenden konnte.
So wollte ich die 20 Prozent im Vorfeld benennen, um einen fixen Fahrplan zu haben. Manchmal jedoch ergeben sie sich ganz natürlich. Denn wir haben das berühmte Bauchgefühl, dass uns den Weg weist. Zu oft jedoch lies ich mich durch die Stimme im Hinterkopf, dass ich doch die 100 Prozent geben müsste, täuschen und vom Weg abbringen. Ich wusste insgeheim, was zu tun ist, um meinen größten Output (immerhin 80 Prozent) zu erreichen. Doch die gelernten Muster von 100 Prozent waren einfach viel zu stark.
Habe ich also im Oktober unbewusst meinem Bauchgefühl gelauscht, indem ich 10 kreative Wege gefunden habe, mein Ziel doch zu erreichen? Ich bin überzeugt davon. So habe ich digital gefastet, ohne komplett offline zu sein.
Weniger ist mehr, aber auch alles ist richtig
Pareto sagt, finde die kreativen 20 Prozent, erreiche deine Ziele und genieße dein Leben oder gib einfach soviel wie du zu geben im Stande bist und das ist dann auch gut so.
Konntest du bisher auch das Paretoprinzip umsetzen? Wann hast du schon einmal bewusst oder unbewusst damit Kontakt gehabt? Teile uns deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren, bei Instagram oder Facebook mit.
Bis dahin also.
Bleib happy, aber vor allem dran.
Deine Christin